Mit Bauernweisheiten zum Superstar
- officesapienta
- 25. Mai
- 4 Min. Lesezeit

Pietro Mascagnis Geschichte seiner Erfolgsoper Cavalleria rusticana klingt heute wie die eines Tellerwäschers zum Millionär.
Aber halt, bevor wir überhaupt seinen kometenhaften Aufstieg sprechen, haben wir hier einen kurzes Video für dich, worum es in der Oper überhaupt geht:
Und falls ihr Lust habt, tiefer in Cavalleria rusticana einzutauchen:
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Wir haben eine ganz neue Art von Opernlibretto entwickelt.
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eine zeitgemäße Übersetzung
handgezeichnete Illustrationen, die die Handlung begleiten
Texte, die zum tieferen Eintauchen ins Werk einladen
Und jetzt zu Mascagni geheimen Rezept.
Seine Cavalleria rusticana wurde über Nacht zum Welterfolg. Doch das war kein Zufall. Hier kommen die vier Zutaten, die er dafür brauchte:
1. Entwickle eine Obsession zur Musik
Pietro Mascagni kommt 1863 im toskanischen Livorno zur Welt. Sein Vater ist Bäcker und wünscht sich in einer Zeit des aufstrebenden Bürgertums, seinen Kindern eine bessere Zukunft zu ermöglichen. Für Pietro stellt er sich die Laufbahn eines Anwalts vor.
Übrigens hatten im 19. Jahrhundert viele Väter für ihre Söhne diesen Wunsch, was dazu führte, dass es vielmehr Juristen gab, als die Welt gebraucht hätte. Ähnlich wie heute.
Doch der junge Mascagni hat ganz andere Pläne. Schon sehr früh zeigt sich seine musikalische Ader. Mit 13 Jahren verwandelt sich das harmlose Hobby in eine regelrechte Obsession: Tag und Nacht sitzt er am verstimmten Klavier, erfindet eigene Melodien oder läuft laut singend durchs ganze Haus. Später wird er bei der Arbeit an Cavalleria rusticana bis zu 13 Stunden täglich komponieren. Aber dazu später mehr.
2. Protestiere gegen die Institution
Mascagni geht 1882 zum Studium nach Mailand. Nicht mit geringen Erwartungen setzt er Fuß in die Stadt, welche sich aber schnell als harte Schule erweisen soll. Während Mascagni in Livorno das unumstrittene Wunderkind war, fällt es ihm schwer, in Mailand Fuß zu fassen, da die Stadt voll von musikschaffenden Weltstars ist und keiner auf einen jungen, vielversprechenden, aber völlig unerprobten und unbekannten Komponisten setzen möchte.
Außerdem protestiert er gegen den traditionellen, starren Unterricht an der Universität. Zweieinhalb Jahre kämpft sich Mascagni mühsam durch das konservative Studium, bis es zu folgendem Zwischenfall kommt:
Um junge Komponisten vor vermeintlich schädlicher früher Anerkennung zu schützen, herrscht eine strenge Regel: Aufführungen außerhalb des Konservatoriums dürfen nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Rektors stattfinden.
Dies erweist sich als fatal, als Franco Faccio, der Dirigent des berühmten La-Scala-Orchesters, dem jungen Mascagni anbietet, eines seiner kleineren Werke aufzuführen – eine Gelegenheit, die der Rektor prompt verhindert.
Dies wird eines der Erlebnisse gewesen sein, die dazu führen, dass Mascagni der Kragen platzt und er das Einzige tut, was einem in dieser Situation noch übrig bleibt:
Er geht zum Zirkus.
Naja – nicht ganz. Aber fast.
3. Der gescheiterte Künstler
Er schließt sich einer reisenden Operettenkompanie an. Diese Verhältnisse waren aber ehrlich gesagt nicht sehr viel besser als beim Zirkus: Mehr als einmal in den zwei Jahren, die Mascagni in dieser Mischung aus Abenteuer und Fiebertraum erlebt, findet er sich allein, krank und vollkommen mittellos irgendwo in der Pampa in Italien wieder.
Nach zwei rastlosen Jahren hat Mascagni genug vom Leben auf Wanderschaft und lässt sich mit seiner Lebensgefährtin Marcellina in einer Kleinstadt nieder.
Nun hat Mascagnis Suche nach Freiheit ihn genau an jenen Ort geführt, den er stets vermeiden wollte: in eine verschlafene Provinzstadt als Klavierlehrer.
4. Richtige Zeit, richtiger Ort
Im Jahr 1889 ergibt sich eine Gelegenheit, die Mascagnis Leben für immer verändern soll: Der Verlag Sonzogno schreibt einen Wettbewerb für eine einaktige Oper aus. Mascagni wittert seine Chance und komponiert wie im Wahn.
Im Mai vollendet er das Werk und schickt es an die Jury nach Rom. Insgesamt treffen dort 73 Kompositionen ein. Aus dieser Vielzahl wählt die Jury drei Finalisten, deren Werke öffentlich aufgeführt und nach der Reaktion des Publikums bewertet werden sollen.
Am 17. Mai 1890 ist es schließlich so weit: Die Premiere im Teatro Costanzi in Rom. Nach der Aufführung bleibt kein Zweifel, wer den Wettbewerb gewinnen wird. Das Publikum tobt vor Begeisterung. Mascagni wird 60 Mal vor den Vorhang gerufen. Menschen laufen euphorisch durch die Straßen und rufen: Abbiamo un Maestro! – „Wir haben einen Meister.“
Mascagni wird buchstäblich über Nacht berühmt. Innerhalb weniger Monate wird Cavalleria rusticana in Mailand, Berlin, Wien, London und New York aufgeführt.
Kann man also über Nacht berühmt werden?
Die Antwort ist: eigentlich nein.
Denn selbst wenn sich der Erfolg über Nacht einstellt, stecken dahinter oft Jahre des Suchens, des Lernens und der Aufopferung.
Solche Geschichten können eine Motivation für Künstler und Künstlerinnen sein, am Ball zu bleiben.
Wenn Dir diese Geschichte gefallen hat und du Lust hast, tiefer in die Oper einzutauchen.
Unser Graphic Opera Libretto enthält eine moderne Übersetzung der Handlung, begleitet von eigens gezeichneten Bildern des Opernsängers und Illustrators Benedikt Kobel. Dazu gibt es ergänzende Texte, die zum tieferen Eintauchen in Werk, Musik und Hintergründe einladen.
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